Mut gepaart mit einer Vision

Ein Unternehmen zu gründen erfordert eine gehörige Portion Mut, gepaart mit einer Vision, die möglichst vielversprechend ausfallen sollte und eine rosige Zukunft verspricht. Diesen Mut und diese Vision mussten die Brüder Peter und Stefan Lenz ganz offensichtlich gehabt haben, als sie im Jahr 1929 nahe dem jetzigen Standort in Bergisch Gladbach Paffrath den alten Lindensaal (Tanzsaal der Gaststätte „Zur Linde“) voller Tatendurst zu einem Möbellager umfunktionierten. Die notwendigen Voraussetzungen brachten die beiden mit: Während Peter Lenz über viel handwerkliches Geschick verfügte, steuerte Stefan das kaufmännische Knowhow bei, die weitreichenden Ideen und kühnen Phantasien. Stefan hatte in einem Möbelhaus in Köln gelernt und als dieser Betrieb in Konkurs ging, erhielt er sein letztes Gehalt in Form von Möbeln ausgezahlt. Diese Möbel setzte er gewissermaßen als Startkapital für das gemeinsame Unternehmen ein, und so legten die Brüder Lenz den Grundstein für das heutige Möbelhaus Lenz, das sich – so wie sie es sich wohl erträumt hatten – vor allem in den letzten Jahren zu einem überaus erfolgreichen Familienunternehmen entwickelt hat.

Doch halt: Kehren wir noch einmal in die Vergangenheit zurück, in der Stefan und Peter auf der Welle des ansteckenden Enthusiasmus mitschwimmen wollten, der die Goldenen 20er so nachhaltig geprägt hatte. Hier gaben sie alles dafür, sich ihr eigenes kleines Stückchen vom großen Kuchen des rasanten weltweiten Konjunkturaufschwungs zu sichern.

Doch dann … kam alles anders. Es musste ihr Mütchen nicht unerheblich gekühlt haben, als sich plötzlich dunkle Wolken am Himmel der Weltwirtschaft zusammenzogen und von Tag zu Tag dichter und dichter wurden. Und dann, kurz nachdem am 4. September die aufsehenerregende Weltfahrt des Zeppelin-Luftschiffs LZ 127 mit der Landung in Friedrichshafen ihren rühmlichen Abschluss fand und die Welt ein vorerst letztes Mal in einen Taumel der Begeisterung versetzte, kamen aller Optimismus und Stolz der Menschen auf die vergangenen, kometenhaften letzten Jahre zu einem jähen Ende: Mit jenem legendären 24. Oktober, dem Tag, der als Schwarzer Donnerstag in die Geschichtsbücher Einzug finden sollte, wurde die Weltwirtschaftskrise eingeläutet und die „Goldener 20er“ fanden zu einem jähen, düsteren Ende.

Zwar wirkte sich die Krise in Deutschland erst zwei Jahre später richtig aus, doch vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Ereignisse kann man vor der eisernen Disziplin, dem außerordentlichen Durchhaltevermögens, der Sparsamkeit und der Findigkeit der Brüder Lenz nur den Hut ziehen. Hier war es vor allem Stefan, der optimistisch in die Zukunft blickte und bereit war, Risiken auf sich zu nehmen, um seine Visionen wahr werden zu lassen. So gelang es den Brüdern, die dunklen Jahre nicht nur zu meistern, sondern sie konnten sogar genug Reserven zur Seite legen, um im Jahre 1934 das jetzige Gelände an der Paffrather Straße zu erwerben und dort ein neues Ausstellungsgebäude mit angeschlossener Werkstatt zu errichten. In dem dergestalt erweiterten Betrieb konzentrierte man sich zunächst auf Polstermöbel, Büro- und Behördenmöbel, die in kleinen Serien gefertigt und verkauft wurden. Kunden waren damals die Oberpostdirektion in Köln, die Deutsche Bundesbahn, der Rheinisch Bergische Kreis, Krankenhäuser und Heilanstalten im weitläufigen Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalens. Mittlerweile hatte Stefan seine Tochter Stefanie und Peter seinen gleichnamigen Sohn davon überzeugt, ins Unternehmen einzutreten und es war die gemeinsame Kraft der Familienbande, der das Unternehmen auf seiner Erfolgsspur weiter voran trieb.

Später, in den Nachkriegsjahren und der Zeit des Wiederaufbaus wurde dann kräftig erweitert. Die nächste Generation übernahm das Ruder und mit Peter Lenz jun. als Geschäftsführer wurde der Schwerpunkt des Unternehmens verschoben. Der Handel mit Möbeln und Einrichtungen sollte fortan im Vordergrund stehen. Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig und so erscheint es nur allzu verständlich, daß die Handelssparte weiter und weiter ausgebaut wurde und man sich schließlich im Jahre 1980 von der Fertigung, die lange Zeit das zweite Standbein der Firma Lenz bildete, trennte.

Heute beträgt die Geschäftsfläche rund 6.000 qm und die Firma MÖBEL LENZ ist hier in der Re-gion zu einer festen Größe im Einrichtungssektor geworden. MÖBEL LENZ ist dem Europa Möbel Verbund angeschlossen und somit Teil einer der größten europäischen Einkaufsgemeinschaften für Möbel und Küchen. Das heutige Sortiment reicht von Markenmöbeln renommierter Unternehmen wie HIMOLLA, JORI, BRÜHL uvm. über aktuelle Planungsware und maßgeschneiderten Innenausbau („von Wand zu Wand und vom Boden zur Decke“) bis hin zur fertig geplanten Einbauküche. Das besondere Faible für Massivholzmöbel, das sich in Programmen wie den MEISTERSTÜCKEN, der GLOBAL– und der CONTUR-KOLLEKTION sowie der Aufnahme von TEAM 7 ins Sortiment widerspiegelt, kommt bei den Kunden des Möbelhauses sehr gut an und mag Familie Lenz und ihren Mitarbeitern ein kleines bisschen dazu dienen, sich an manchen Tagen in der Erinnerung an eine bewegte Vergangenheit zu verlieren, in der man selbst mit dem Werkstoff Holz Möbel fertigte.